505 |
1 |
|
|a Er war einer der maßgeblichsten Kunstkritiker bis 1933 und ein ungemein vielseitiger Autor, der rund achtzig Bücher veröffentlichte, so etwa "Berlins Aufstieg zur Weltstadt" oder "Die Kunst im Leben des Kindes". Aufgrund seiner jüdischen Abstammung, verließ er 1938 Berlin und emigrierte zunächst nach Paris und 1941 über Südfrankreich nach New York. Dort arbeitete er weiter publizistisch - vor allem für die Exilzeitung "Aufbau" - und starb am 24. September 1946. Im Jahr zuvor hatte er in einem New Yorker Exil-Verlag sein Buch "Der bunte Spiegel. Erinnerungen aus dem Kunst-, Kultur- und Geistesleben der Jahre 1890 bis 1933" veröffentlicht. Erst fast siebzig Jahre später erscheint dies eindringliche Dokument einer untergegangen Welt endlich auch im deutschen Sprachraum. Anhand einfühlsamer Porträts über Adolph Menzel, Max Klinger, Lesser Ury, Max Slevogt, Max Liebermann, Wilhelm von Bode, Josef Kainz, Max Reinhardt oder Hans von Bülow etwa - stets aus persönlicher Verbundenheit und in einer Mischung aus Anekdotischem und Sachlichem geschrieben - vergegenwärtigt Max Osborn darin die kulturelle Blüte der Wilhelminischen Ära und der Weimarer Republik. Anschaulich-packend, in lebendiggeschmeidiger, mitunter nahezu poetischer Diktion erzählt er viele skurrile Begebenheiten aus dem Leben der Künstler, so etwa, wie seinem letzten Willen gemäß der Kopf vom Rumpf des Schriftstellers Otto Erich Hartleben getrennt und dieser in Berlin, der Körper dagegen im italienischen Salò beigesetzt wurde; wie Hugo von Hofmannstahl die Geschwister Wiesenthal als Tänzerinnen in Berlin bei Max Reinhardt einführte; wie die russische Tänzerin Anna Pawlowa bei einem Festabend im Berliner Hotel Esplanade einen Aschenbecher in einen Wandspiegel schleuderte; wie der Dirigent Hans von Bülow einmal aus Rache wegen einer abfälligen Äußerung über das Berliner Opernhaus seines dortigen Logenplatzes verwiesen wurde
|